Durch Meinungsverschiedenheiten auf einer internationalen Raumstation über eine Kursänderung kommt es zu einem schwerwiegenden Zusammenstoß mit Weltraummüll. Dabei wird das Raumschiff beschädigt, und eine Astronautin kommt zu Tode. Die beteiligten Staaten klagen einander schließlich vor dem Internationalen Gerichtshof.
Dieses Szenario bot im Rahmen des jährlich stattfindenden internationalen Manfred Lachs Space Law Moot Court die Grundlage für angeregte Auseinandersetzungen zwischen Teams von Studierenden zahlreicher Universitäten aus aller Welt.
Konflikt zwischen zwei Staaten im Weltraum
Der Space Law Moot Court stellt einen internationalen Wettbewerb dar, der jedes Jahr vom International Institute of Space Law (IISL) organisiert wird. In Regional Rounds werden die Sieger aus Europa, Asien, Afrika, Lateinamerika und Nordamerika ermittelt, die beim internationalen Finale gegeneinander antreten. Die Basis bildet ein erdachter Fall, in welchem es zum Konflikt zwischen zwei Staaten im Weltraum kommt, der vor dem Internationalen Gerichtshof ausgetragen wird. Aufgabe der Studierenden ist es, rechtliche Argumente für beide Streitparteien zu finden und diese in zwei formellen Schriftsätzen zur Bewertung einzureichen. Es folgt die mündliche Präsentation dieser Argumente in den Regionalrunden vor Expert*innen des Völkerrechts, die als Richter*innen fungieren.
Die europäische Regional Round wurde heuer von der Universität Wien veranstaltet. Aufgrund der mit dem Ausbruch des Coronavirus verbundenen Einschränkungen, wurden sie Anfang Juni online durchgeführt.
Erster Platz und Best Oralist Award für Universität Wien
Das Team der Universität Wien, bestehend aus Katharina Harreiter, Rosanna Hoffmann und Hristina Talkova, konnte sich im Semifinale erfolgreich gegen die Konkurrenz aus Griechenland durchsetzen, und zog somit ins Finale gegen die Universität Leiden (Niederlande) ein. Obwohl hier von beiden Seiten starke Argumente vorgebracht wurden, erklärten die Richter das Team der Universität Wien zum Sieger. Hristina Talkova überzeugte die Richter besonders durch ihre rhetorische Brillanz und ihr profundes Wissen im Völkerrecht, sodass sie zusätzlich den Best Oralist Award mit nach Hause nehmen durfte.
Betreut wurde das Team von Mag. Clara Baumgartner und Mag. Michael Friedl, die vor einigen Jahren selbst Teilnehmende des Space Law Moot Court waren. Sie unterstützen seitdem die nachfolgenden Teams, heuer als Universitätsassistent*innen im Rahmen einer gemeinsamen Lehrveranstaltung. Die Universität Wien nimmt auf Initiative von ao. Univ.-Prof. Dr. Irmgard Marboe von der Abteilung für Völkerrecht seit 2012 an diesem Wettbewerb teil. Nach dem Einzug ins Finale im Vorjahr ist heuer der Sieg in der europäischen Regional Round das bisher erfolgreichste Ergebnis.
Im Normalfall hätte der Sieg in der Regional Round eine Reise zum International Astronautical Congress zum weltweiten Semifinale und Finale bedeutet, welche dieses Jahr jedoch nicht wie geplant in Dubai, sondern ebenfalls online stattfinden werden. Das Team freut sich bereits auf die neue Herausforderung und wird nach einer kurzen, aber wohlverdienten Pause die Vorbereitungen aufnehmen, um im Herbst gegen die Gewinner der übrigen Regional Rounds anzutreten.